Vereinsarbeit


Die praktische Arbeit der SAD liegt auf verschiedenen Feldern: einerseits werden im engen Kontakt mit den angeschlossenen Vereinen, den Vertretern und den Autoritäten unserer Sintigemeinschaft politische Konzepte erarbeitet und gegenüber Regierungen, Parlamenten und Behörden vertreten.

Zum anderen soll in der Öffentlichkeit mehr Akzeptanz für die traditionelle Sinti-Identität erreicht werden, um die Integration der Sinti-Kultur in die Mehrheitsgesellschaft zu erleich-tern.

Bemühungen um ein besseres Verständnis der Sinti-Kultur haben wichtige soziale und wirt-schaftliche Komponenten.

Ein weiterer Aspekt der Verbandsarbeit ist die Stärkung und Erhaltung der Sinti-Kultur durch kulturelle Projekte. Zudem werden Jugendliche und Senioren betreut. Auch werden NS-Opfer mit ihren Anliegen vertreten und weitere soziale Aufgaben für die Sintigemeinschaft wahrgenommen.

Manche Arbeitsbereiche können bisher nur mit Pilotprojekten berücksichtigt werden, weil für die eigentlich erforderliche konzentrierte Wahrnehmung die vorhandenen Eigenmittel nicht ausreichen und für die Arbeit der SAD und ihrer angeschlossenen Vereine keine öffentlichen Fördermittel beantragt wurden.

Wir unterstützen Sinti und andere Hilfsbedürftige in ihren sozialen Anliegen.

Die SAD und die angeschlossenen Vereine leisten Sozialberatung, unterstützen bei der Aus-übung traditioneller Berufe und Gewerbe und sind in der Alten- und Jugendbetreuung tätig. In diesem Zusammenhang darf daran erinnert werden, daß durch die Verfolgung der Sinti während der NS-Gewaltherrschaft die ganze Volksgruppe neben ihrer existentiellen Gefährdung wirtschaftlich vernichtet und zudem ihrer Bildungschancen beraubt wurde, was zusammen mit der gesundheitlichen Schädigung der Überlebenden nachhaltige Wirkung auf den Neuaufbau ihrer Existenz nach Kriegsende und Befreiung hatte.

Dies wirkt bis in die heutige Zeit nach und hat immer noch Einfluß auf die wirtschaftliche Basis vieler Sinti-Familien und die Zukunftschancen ihrer Kinder.

Von besonderer Bedeutung für einzelne Sinti ist unser Kontakt zu den Behörden, durch den wir Wissen über die mit der Wahrung der Sinti-Identität verbundenen Reinheits- und Meidungsvorschriften und Verständnis für ihre Praktizierung erreichen wollen, soweit unsere kulturellen Gebote (Tabus) die Information hierüber erlauben.

Diese Gebote, die für die Sinti untrennbarer Teil der Sinti-Identität sind, betreffen u.a. das Wohnumfeld und das Arbeitsleben. Das Wissen darüber ist also für Wohnungszuweisung, Arbeitsvermittlung und Entscheidungen bei Sozialhilfebezug von existentieller wirtschaftlicher Bedeutung für die einzelnen Betroffenen.

Trotzdem gelingt es noch nicht ausreichend, bei den Behörden das entsprechende Verständnis zu erreichen, um die Wahrung grundlegender Vorschriften der Sintiidentität im Rahmen des Ermessensspielraums des einzelnen Behördenvertreters zu berücksichtigen.

Dies ist aber erforderlich, um ständige Gewissenskonflikte von betroffenen Sinti zu vermei-den oder Konflikten mit der nicht der Sinti-Gemeinschaft angehörenden Bevölkerung vorzubeugen.

Im Mittelpunkt der kulturellen Arbeit stehen die jungen Angehörigen der Sinti-Volksgruppe.
Wir informieren Kinder und Jugendliche aus Sinti-Familien über die mündlich tradierte Ge-schichte unserer Volksgruppe und veranstalten Workshops für musikalisch begabte Kinder und Jugendliche mit erfahrenen Sinti-Künstlern, Musikern, Sängern und Tänzern.Bei dieser Aufgabe handelt es sich um eine wichtige Arbeit, um unsere angestammte Kultur auch in ihren künstlerischen Ausprägungen in der Volksgruppe zu festigen und dazu begabten Sinti der jungen Generation eine befriedigende berufliche Zukunft zu öffnen.